Eine Opernkompanie mitten in der kaiserlichen
Hauptstadt also? Ich kann mir nicht ansatzweise
[cdb]vorstellen, was das für ein Leben sein muss.
Ich meine, ich war als Söldnerin schon überall,
[cdb]aber meine Auftraggeber stammten eher aus
[cdb]dem unbedeutenden Landadel.
Ich habe ehrlich gesagt noch nie jemanden aus den
[cdb]großen Städten wie Enbarr und Fhirdiad getroffen,
[cdb]bevor ich nach Garreg Mach gekommen bin.
Und als ich dann in der Hauptstadt war, haben mir
[cdb]der Glanz und die Pracht dort das Gefühl gegeben,
[cdb]dass ich das Leben einer anderen lebe.
Die Auftritte in der Hauptstadt sind tatsächlich
[cdb]tausend Mal protziger als die Aufführungen in
[cdb]den Kleinstädten, die du vielleicht kennst.
Jeder wichtige Moment eines Dramas wird durch ein
Musikstück wiedergegeben, und im Mittelpunkt des
Ensembles steht seine Hauptfigur: die Diva.
Über die Divas sprechen.
Mit dem Söldnerleben vergleichen.
Ich glaube, ich kann es mir vorstellen. Diese Divas
[cdb]müssen wirklich unglaublich sein.
Wahrscheinlich haben sie auch alle Künstlernamen,
[cdb]wenn sie doch so wichtig sind. Oder?
Das ist so wie mit den berühmten Söldnertrupps, die
[cdb]einen namhaften Anführer haben. Jemanden wie den
Klingenzerberster oder den Bleichen Dämon.
Du hattest doch sicher auch einen
Künstlernamen, oder?
Oh, ja, natürlich. Ich war bekannt als die
„Mystische Sängerin“.
Hey, der Name passt gut zu dir. Ich finde,
[cdb]dich umgibt eine schwer zu fassende Aura.
Danke, aber ich habe gemischte Gefühle deswegen.
Ich wurde so genannt, weil ich als Waisenkind von
[cdb]der Straße so plötzlich entdeckt und berühmt wurde.
Ja, ich verstehe, dass das emotional
[cdb]schwer einzuordnen ist.
Aber wenn du es geschafft hast, vom Straßenkind
[cdb]zur Diva aufzusteigen, musst du doch jede Menge
Talent haben.
Wobei ich mir nicht vorstellen kann, wie dein
Operngesang klingt. Hey, würdest du mir vielleicht
[cdb]etwas vorsingen?
Na gut, weil du so nett fragst. Aber nur dieses
[cdb]eine Mal, ja?
♪ Es fiel der Regen der Pein, rot wie Wein, auf ein
Land, das in Flammen stand. Die Klinge trennte den
Himmel entzwei und es erschallte unser Schrei... ♪
♪ Folgst du dem Ruf in der Stunde der Not? Das
Schlachtfeld ist bereits saftig rot, forderst du Rache
[cdb]bis in den Tod? Stärke und Mut sind unser Gebot! ♪
Und, wie hat es dir gefallen?
Also, das war, äh... ja.
Oh, mochtest du es nicht? Das ist nicht ganz
[cdb]die Begeisterung, die ich sonst ernte.
Ehrlich sagen, dass du es nicht verstanden hast.
Dein fehlendes Begreifen verbergen.
Nein, das war unglaublich, ehrlich. Es ist nur...
ich bin mir nicht sicher, ob ich es „begriffen“ habe,
[cdb]verstehst du?
Ich meine, ich kenne nur die Lieder, die die Söldner
[cdb]in den Tavernen oder die Mädchen auf den Feldern
[cdb]singen. Du spielst in einer anderen Liga, Dorothea.
Nein, das war unglaublich, ehrlich. Mir haben gerade
[cdb]nur kurz die Worte gefehlt. Ich habe noch nie zuvor
[cdb]etwas Derartiges gehört.
Es tut mir leid, dass ich dir meinen Eindruck nicht
[cdb]besser beschreiben kann.
Oh, mach dir keine Gedanken deswegen. Das
[cdb]passiert den Leuten öfter, als man denkt.
Sei nur bitte nicht wütend auf mich. Und
[cdb]vielleicht kannst du mir ja eines Tages noch mal
[cdb]etwas vorsingen?
Ich würde dich sehr gerne öfter singen hören. Und
[cdb]hey, vielleicht werde ich ja besser darin, dir zu sagen,
[cdb]wie es mir gefallen hat.
Hehe. Na gut. Ich kann dir wohl noch eine
Chance geben.