Yuri ist immer noch nicht zurück? Er ist jetzt
[cdb]schon fünf Tage weg... Hm, was ist das?
Ein Brief? Sieht ihm gar nicht ähnlich, Dinge so
[cdb]offen herumliegen zu lassen. Ob wohl darin steht,
[cdb]wo er hin ist?
Na ja, wo er nun mal schon so offen daliegt, kann
[cdb]ich ja auch einen Blick hineinwerfen, oder?
„Geht es dir gut? Isst du auch genug? Ich mache
[cdb]mir Sorgen um dich.“
„Danke für das Geld, das du immer schickst. Ich
[cdb]will dich bald wiedersehen.“
Hm. Ist das ein Brief an Yuri? Da steht ein
[cdb]anderer Name drauf.
Na, hast du Spaß?
Yuri?! Mann, hast du mich erschreckt. Seit wann
[cdb]bist du denn zurück?
Ich bin gerade erst angekommen. Aber die wichtigere
Frage: Wieso schnüffelst du in Dingen herum, die
[cdb]dich nichts angehen?
Und wähle deine nächsten Worte mit Bedacht,
[cdb]wenn du nicht willst, dass es deine letzten sind.
Für das Lesen des Briefes entschuldigen.
Vorgeben, den Brief nicht gelesen zu haben.
Es tut mir leid. Er lag da so offen herum, da dachte
[cdb]ich, es wäre in Ordnung, ihn zu lesen.
Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du nicht
[cdb]zurückkamst.
Es ist nicht so, wie es aussieht. Du warst so lange
[cdb]weg, da wollte ich nur nachsehen, ob du vielleicht
[cdb]schon zurück bist.
Und der Brief? Es ist schwer, überzeugend zu
[cdb]lügen, wenn man auf frischer Tat ertappt wurde.
Ach, vergiss es. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
[cdb]du böswillig in meinen Sachen herumschnüffelst.
Das kommt wohl davon, wenn man verschwindet,
[cdb]ohne es vorher jemandem zu sagen. Und dabei so
[cdb]unachtsam ist.
Ja, ich hätte dich auch nicht für jemanden gehalten,
[cdb]der solche Korrespondenz so herumliegen lässt.
Du musst es eilig gehabt haben.
Das könnte man so sagen.
Nach dem Brief fragen.
Die Sache ruhen lassen.
Was hat es denn mit dem Brief auf sich? Hat dir ein
Verwandter geschrieben? Ein kleiner Bruder oder
[cdb]eine Schwester?
Ha, nein, meine Mutter. Sie ist nicht besonders
[cdb]sprachgewandt, ich weiß.
Ja, verstehe. Muss etwas Wichtiges gewesen sein.
Aber es geht mich natürlich nichts an.
Ich weiß deine Rücksicht zu schätzen, aber es
[cdb]macht mir nichts aus, es dir zu erzählen. Der
Brief ist von meiner Mutter.
Sie kränkelt oft, aber in letzter Zeit geht es ihr
[cdb]wirklich schlecht. Ich versuche, sie zu besuchen,
[cdb]wann immer sie schreibt, dass sie mich sehen möchte.
Es gibt Zeiten, da geht es einfach nicht, aber... ich
[cdb]muss mir so oft Zeit nehmen wie möglich, nicht? Ich
[cdb]weiß schließlich nie, ob ich sie zum letzten Mal sehe.
Ja, ich verstehe das. Irgendwann wird sie nicht
[cdb]mehr da sein.
Aber sag mal... Der Name auf dem Brief... Ist das
[cdb]dein echter Name?
Yuri ist nur eine Art Deckname und in Wirklichkeit
[cdb]heißt du Reg--
Sprich es nicht aus. Ja, es stimmt. Aber Eltern
[cdb]nennen ihre Kinder einfach immer bei ihrem
[cdb]richtigen Namen, was?
Das ist wohl so. Aber dein Name klingt doch
[cdb]gut. Warum benutzt du ihn nicht?
In meinem Metier ist es von Nutzen, mehrere Namen
[cdb]zu haben. Erzähl keinem davon. Was passiert,
[cdb]wenn du es doch tust, würde dir nicht gefallen.
Versprechen, es geheim zu halten.
Einen Scherz machen.
Ich sag's keinem, versprochen. Und wenn es mir doch
[cdb]herausrutschen sollte, tu, was du für nötig hältst.
Dann übertreibe es nur nicht. So eine Drohung führt
[cdb]mich doch in Versuchung. Vielleicht rutscht mir
[cdb]etwas heraus, nur um zu sehen, was dann passiert.
Du glaubst also, es ist mir nicht ernst damit? Tja.
Sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.
Wie dem auch sei, es tut mir leid, dass ich hier
[cdb]herumgeschnüffelt habe. Und ich hoffe, deiner
Mutter geht es bald besser.
Gäbe es Aussicht auf Besserung, wäre das Thema
[cdb]gar nicht aufgekommen. Aber trotzdem danke.