Wie doch die Zeit vergeht, Ashe. Glaubt man es? Es
[cdb]ist schon wieder eineinhalb Jahre her, seit du Ritter
[cdb]wurdest.
Und doch muss es schwer sein, in unbekannten
Landen wie diesen zu arbeiten. Kommst du gut
[cdb]zurecht?
Ja, mir geht es hervorragend! Alle in der Hauptstadt
[cdb]waren überaus nett, ehrlich.
Das Einzige wäre wohl, dass ich mir immer noch
[cdb]nicht ganz sicher bin, ob ich das Zeug zum Ritter
[cdb]habe.
Zweifle nicht. Vergiss nicht, dass die meisten Ritter,
[cdb]die derzeit im Dienst von Haus Blaiddyd stehen, erst
[cdb]ins Schloss kamen, als ich König wurde.
Du kämpfst schon viel länger an meiner Seite, also
[cdb]bist du in diesem Sinne im Vorteil.
Sicher, aber ich gehöre nicht zum Adel. Ich habe
[cdb]nicht einmal ein Wappen.
Also möchte ich mich bei Euch dafür revanchieren,
[cdb]dass Ihr mir diese Stellung gegeben habt, selbst wenn
[cdb]es mich das Leben kostet.
Ich verstehe. Sag, Ashe, was genau bedeutet es für
[cdb]dich, ein Ritter zu sein?
Hm? Ich würde sagen, Ritter sind dem König treu
[cdb]und bereit, ihr Leben zu opfern, um die Krone und
[cdb]ihr Volk zu beschützen. Das stimmt doch, oder?
In der Tat behaupten viele, dass ein Ritter so zu sein
[cdb]hat, aber die Wirklichkeit sieht selten so rosig aus.
Unverblümt ausgedrückt, ist es die Aufgabe eines
Ritters, den Tod zu bringen.
Das Rittertum legt Wert auf Treue, ja, aber das soll
[cdb]nur sicherstellen, dass Ritter stets der vollständigen
Kontrolle ihrer Herren unterstehen.
Nun, ich meine... Das stimmt wohl.
Ich habe nichts dagegen, dass du dich einem solchen
Kodex verpflichtest, aber es besteht kein Grund, dein
Leben für ihn zu riskieren.
Aber...
Mein bester Freund war ein Ritter, der der
[cdb]königlichen Familie diente. Er und ich waren fast im
[cdb]selben Alter und ich bewunderte ihn sehr.
Doch dann musste ich zusehen, wie er starb. Er wich
[cdb]nicht zurück und kämpfte tapfer, und doch wurde
[cdb]sein Leben im Bruchteil einer Sekunde ausgelöscht.
Ihr sprecht von Felix' Bruder, nicht wahr? Ich
[cdb]erinnere mich, dass Graf Rodrigue ihn erwähnte.
Seine Todesschreie hallen noch heute in meinem
Kopf wider.
Was ich damit sagen will, Ashe, ist, dass du dich
[cdb]vielleicht eines Tages zwischen deiner Treue und
[cdb]deinem Leben entscheiden musst.
Und obgleich ich weiß, dass dies eine selbstsüchtige
Bitte ist, möchte ich, dass du dich, wenn dieser Tag
[cdb]kommt, für dein Leben entscheidest.
Selbst wenn das bedeutet, dass ich meinen Bogen
[cdb]gegen Euch richte?
Besonders dann. Wenn du nicht imstande sein solltest,
[cdb]es durchzuziehen, dann verlasse das Schlachtfeld bitte
[cdb]leise und schnell. Ich bete, dass es nie dazu kommt.
In Ordnung... Aber ich muss etwas sagen.
Ich glaube nicht, dass der Freund, der Euch
[cdb]beschützte, sein Leben wegwarf, weil er ein Ritter
[cdb]war.
Er wollte nur seinen besten Freund retten.
Selbst wenn das bedeutete, Zukunftsaussichten zu
[cdb]zerstören, die vielleicht eingetreten wären, wenn er
[cdb]nur gelebt hätte?
Also, ich weiß nicht, ob das, was er getan hat, richtig
[cdb]war.
Wenn Ihr mich also bittet, mein Leben nicht
[cdb]wegzuwerfen, verspreche ich Euch, dass ich das
[cdb]nicht tun werde.
Aber ich glaube nicht, dass es falsch ist, bis zum Ende
[cdb]für jemanden zu kämpfen, den man liebt.
Gut gesagt. Vielleicht hast du recht.
Jedenfalls muss ich jetzt los. Ich muss ein paar
Kampfübungen beiwohnen.
Schließlich muss ich alles in meiner Macht Stehende
[cdb]tun, um die Art Herrscher zu sein, die eine derartige
Treue verdient.
Ihr habt mehr als genug getan, Euer Majestät. Wir
[cdb]alle respektieren Euch bis ans Ende Fódlans.