Habt Ihr einen Augenblick Zeit, Rodrigue? Ich
[cdb]würde Euch gerne etwas fragen.
Was immer Ihr wünscht, Euer Majestät. Worum geht
[cdb]es?
Ich möchte, dass Ihr die Geschichte aus Eurer Sicht
[cdb]schildert.
Welche Geschichte meint Ihr?
Was empfandet Ihr, als Ihr vom Tod meines Vaters
[cdb]erfuhrt? Ich konnte Euch nie so recht danach fragen,
[cdb]aber ich will es wissen.
Das also meint Ihr. Ehrlich gesagt, fiel es mir
[cdb]zunächst schwer, es zu glauben.
Aber im Laufe der Zeit akzeptierte ich langsam, dass
[cdb]es wirklich geschehen war.
Und natürlich erinnerte ich mich an das Versprechen,
[cdb]das ich ihm gegeben hatte, und schwor mir, dass ich
[cdb]es einlösen würde.
Dann wüsste ich gerne: Wenn ich zusammen mit
[cdb]meinem Vater und Glenn in Duscur gestorben wäre,
[cdb]was hättet Ihr dann getan?
...
Wisst Ihr, jedes Mal, wenn ich Euch an meinen
Vater zurückdenken sehe, kommt mir ein flüchtiger
Gedanke.
Es fühlt sich an, als hättet Ihr nicht nur zu Lebzeiten
[cdb]an seiner Seite stehen wollen, sondern auch danach
[cdb]gestrebt, mit ihm zusammen in den Tod zu gehen.
Denkt nicht zu viel darüber nach, Euer Majestät. Ich
[cdb]bin ein ziemlich sturer Bursche, wisst Ihr?
Nein, ich habe mir nicht meinen eigenen Tod
[cdb]gewünscht, als Lambert von uns ging.
Doch denke ich manchmal, wenn ich zum Einlösen
[cdb]des Versprechens, das ich ihm gab, sterben müsste...
wäre ich damit zufrieden.
Ich werde Euch nicht gestatten, Euer Leben
[cdb]wegzuwerfen, Rodrigue. Ich werde nicht zulassen,
[cdb]dass dieses Versprechen Euch mir wegnimmt!
Euch zu verlieren, wäre beinahe so, als verlöre ich
[cdb]meinen Vater ein zweites Mal.
Wenn Ihr meinetwegen sterben solltet... wäre ich am
Boden zerstört.
Das sagt Ihr vielleicht, aber ein Untertan nimmt sich
[cdb]ein Beispiel an seinem König. Und ich weiß sehr gut,
[cdb]dass auch Ihr Euer eigenes Leben nicht schätzt.
Wenn Ihr also wollt, dass ich meinem Leben mehr
Bedeutung beimesse, dann ersuche ich Euch
[cdb]eindringlich, dasselbe zu tun, Euer Majestät.
Ihr habt recht. Ich habe dafür keine Entschuldigung.
Nein, ich sollte mich entschuldigen. Das klang viel
[cdb]schroffer, als es sollte.
Ihr klangt gerade so sehr wie Lambert, dass ich mich
[cdb]einfach nicht zurückhalten konnte.
In Wahrheit wünsche ich mir schon lange, ich hätte
[cdb]ihm genau das sagen können, doch bekamt Ihr jetzt
[cdb]diese Worte ab.
Ich kann mich wohl kaum über Matthias lustig
[cdb]machen, weil er dieses Schwert all die Jahre nicht
[cdb]zurückgegeben hat, was?
Ich klang wie mein Vater?
In der Tat. Erinnert Ihr Euch an die Geschichte des
Schwerts? Wie ich, einem Narren gleich, hinter den
[cdb]feindlichen Linien festsaß?
Nun, das Erste, was Lambert sagte, nachdem er ihre
Streitkräfte durchbrochen hatte, war: „Wirf dein
Leben nicht einfach so weg.“
Auch wenn das aus dem Mund eines Mannes, der mit
Schnittwunden und Schrammen übersät war, nicht
[cdb]sehr überzeugend klang.
Nein, wohl nicht.
Das klingt, als hättet Ihr beide Euch sehr
[cdb]nahegestanden. Ich beneide ihn dafür, dass er eine so
[cdb]enge Bindung zu seinen Freunden hatte.
Passt bloß auf, dass mein Sohn Euch das nicht sagen
[cdb]hört. Daran würde er sicher Anstoß nehmen.
Jedenfalls haben wir für heute genug in Erinnerungen
[cdb]geschwelgt. Wie wäre es, wenn Ihr nächstes Mal
[cdb]versucht, Matthias ein paar zu entlocken?
Eine gute Idee. Vielleicht lade ich Sylvain und die
[cdb]anderen auch dazu ein.
Eine gute Idee. Seid so nett und bittet ihn darum, bei
Gelegenheit vorbeizukommen, Rodrigue.